Wir besetzen Dresden! Denn wir sind überzeugt: Eine fortwährende und hohe Sensibilisierung für die Miet-, Wohn- und Freiraumproblematik ist gerade jetzt notwendig und wichtig.
Genau damit haben wir am BRN-Wochenende angefangen: Die Scheinbesetzung der Königsbrücker Straße 14 vom 14. bis zum 16.6. war ein erster Erfolg. Die große Aufmerksamkeit in Medien, progressiver Szene und in der allgemeinen Öffentlichkeit zeigen: Die Wohn- und Mietproblematik geht alle an. Die lange andauernde Zurückhaltung der Polizei und das offensichtliche Desinteresse der Eigentümer*innen ermutigen zu weiteren Aktionen. Die uns entgegengebrachte Solidarität hat uns und hoffentlich auch anderen Mut gemacht. Wir wollen allen Menschen danken, die vor Ort waren, ihre Hilfe anbieten wollten und an unserer Seite standen!
Die Aktion war von Anfang an als Scheinbesetzung gedacht. Wir wollten den Eindruck erwecken, dass ein Haus besetzt wurde, um das Thema stärker und an Hand konkreter Fälle in die Öffentlichkeit zu bringen. Darüber hinaus wollten wir zeigen, dass Eigentümer*innen sich offensichtlich nur für den Marktwert interessieren und nicht dafür, was mit ihren Häusern passiert. Zuletzt wollten wir den Geist der BRN wieder erwecken, der sich durch Selbstinitiative, Selbstorganisation und konkrete Aktionen für Menschen auszeichnet und nicht durch Festkommerz, Vorschriften vom Ordnungsamt und Polizeikontrollen.
Wir sehen die Scheinbesetzung als eine niederschwellige Aktionsform, aber wir sind zu mehr bereit und sind damit nicht alleine. Es war ein erster Schritt, es wird nicht der Letzte bleiben!
Am 26. Juni haben wir in der Katharinenstraße ein Banner an den Häusern 8 und 10 angebracht. Ebenso wie die Villen der Königbrücker Straße 12, 14 und 16 gehören sie gemeinsam mit der Gewerbefläche der Dental-Kosmetik zu einem riesigem Areal. Laut Philosophie der Besitzer*in Argenta-Unternehmensgruppe, wird sich für eine „Revitalisierung brachliegender Grundstücksflächen und infrastruktureller Enklaven zu anspruchsvollen, nutzerorientierten Lebensräumen“ (https://www.argenta.de/?page_id=14) ausgesprochen. Wir befürchten den Bau von Luxusappartments und Eigentumswohnungen für Vielverdiener*innen, wie schon in dem Julie-Salinger-Weg oder in der Wohnanlage oberhalb des Alaunparks. Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass höchstwahrscheinlich ein weiteres anonymes Luxusquartier entsteht. Die Neustadt braucht jedoch mehr bezahlbaren und sozialen Wohnraum, mehr Grünflächen, mehr selbstverwaltete Räume für Projekte, Kunst und Kultur.
Wohnraum in der Stadt darf kein Geschäftsmodell sein – es ist ein Grundbedürfnis, das unabhängig von finanziellen und persönlichen Lebensumständen erfüllbar sein muss! Wir wollen dazu anregen, in eigenständigen Gruppen selbst Aktionen zu machen oder gestalten und haben daher folgenden Aufruf verfasst. Verbreitet und teilt ihn gerne! Werdet aktiv! Es wird ein heißer Sommer!
Die Zeit ist reif für eine neue Welle von Hausbesetzungen in Dresden!
Die Mieten steigen. Menschen werden aus Wohnungen und Vierteln verdrängt. Eigentümer*innen missachten ihre Verantwortung für das Allgemeinwohl. Selbstverwaltete Wohn- und Freiräume werden zum Schließen gezwungen, während ganze Kieze zu Luxusvierteln umgestaltet werden.
Wir alle kennen die Probleme zu Genüge. Sie entstehen, weil der Wille nach Profitmaximierung stärker verteidigt und durchgesetzt wird als das Recht auf Wohnraum: Konzerne verdienen Millionen, während die Wohnsituation immer prekärer wird. Eine kopf- und gewissenlose Politik auf allen Ebenen ist nicht nur mitverantwortlich am Entstehen dieser Situation – sie ist offensichtlich auch nicht fähig und willens dieses seit Jahren wachsende Problem einzudämmen.
Markt und Staat lösen dieses Problem nicht. Wir nehmen es selbst in die Hand! Und wir, das müssen wir alle sein!
Lasst uns Mut fassen und uns unserer Stärke bewusst werden!
Lasst die Solidarität mit Hausprojekten und Hausbesetzungen praktisch werden!
Lasst uns eigenständig handelnde Gruppen bilden und mit ihnen selbst Aktionen planen und durchführen!
Die Zeit ist reif, dass Träume Räume bekommen! Besetzt, was das Zeug hält!
Es wird ein heißer Sommer!