Pressemitteilung vom 17.02., Erstveröffentlichung

Besetzung Königsbrücker Straße 12-16

Am 17. Januar haben mehrere Aktivist*innen die drei Häuser und das Grundstück an der Königsbrücker Straße 12-16 besetzt. Ihr Ziel ist es, das verfallende Gelände als Wohn- und Begegnungsort finanziell und organisatorisch unabhängig zu nutzen.

Auf dem Gelände befinden sich drei Häuser, die seit mehreren Jahren absichtlich leerstehen und die die Stadt als Ruinen listet. Eigentümerin ist die Argenta Group. Deren selbsterklärtes Ziel ist die “Revitalisierung brachliegender Grundstücksflächen und infrastruktureller Enklaven zu anspruchsvollen, nutzerorientierten Lebensräumen”. Aktivist*in Lann Schmidt hierzu: “Die Argenta Group verfolgt vor allem Profitinteressen. Sie ist deswegen nicht in der Lage, ihren angeblichen Zielen gerecht zu werden und das Grundstück für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen. Deswegen ist unser Kernanliegen, dass sich die Argenta Group aus dem Grundstück zurückzieht.”

Die Aktivist*innen haben Konzepte entwickelt, wie das Gelände als Wohnraum und soziales Zentrum genutzt werden kann. Diese Pläne liegen der Argenta Group vor. Dazu zählen ein Gemeinschaftsgarten, eine offene Fahrradwerkstatt und Vortrags- und Konzerträume.

In Dresden und besonders in der Neustadt steigen seit Jahren die Mieten und Menschen werden verdrängt. Große Immobilienunternehmen wie Gagfah, Vonovia, Berlinhaus, die CG Group und die Castello AG besitzen einen großen Teil der Wohnungen in Dresden. Und sie besitzen diese nicht, weil sie sich das irgendwie gerecht verdient hätten, sondern weil sie dafür Menschen ausgebeutet und verdrängt haben. Lann Schmidt dazu: „Eigentum ist nie gerecht. Nicht einzelne Unternehmen sondern das kapitalistische Wirtschaftssystem ist das Problem.“

Die Wohnungslage in Dresden und in anderen Städten wird durch ihre Profitinteressen bestimmt und nicht durch die Frage danach, wie eine gerechtere Stadt organisiert sein könnte, in der alle Menschen ein gutes Leben führen können. Verdrängt und ausgebeutet werden vor allem Menschen, die nicht in besitzende, finanziell abgesicherte, akademische Familienverhältnisse hineingeboren wurden – besonders diese sind dem Druck durch steigende Mieten ausgesetzt. Lann Schmidt ergänzt: „Zurück bleiben mehrheitlich weiße Studierende und besserverdienende Vater-Mutter-Kind-Familien mit Tiefgarage und BioCompanyFamilyCard, zugunsten derer weniger privilegierte Menschen und/oder solche mit alternativen Lebensentwürfen. Und selbst Menschen, die guten Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten, können sich den Wohnraum in bester Wohnlage nur leisten, wenn sie sich ausdauernd selbst dafür ausbeuten oder gut (bzw. ungerecht!) geerbt haben.“

Verdrängung findet nicht nur durch steigende Mieten statt – Bettel- und Straßenmusikverbote kriminalisieren Armut. Sogenannte ‚Gefahrengebiete‘ und der Deckmantel angeblicher Drogenkriminalität bieten die Grundlage rassistischer Schikanen durch die Polizei. Verdrängt werden vor allem Menschen, die strukturell und alltäglich diskriminiert werden – Nicht-weiße, Alleinerziehende, Geringverdienende, Arbeitslose, Wohnungslose. Sie müssen aus genau den Vierteln raus, die sich gerne selbst als alternativ und geschützt verstehen. Lann Schmidt meint: „Wie schön wäre es, wenn wir alle keine Mieten zahlen müssten? Die Mieten und den Wohnraum brauchen die meisten, denen die Häuser gehören, sowieso nicht und sie setzen sie auch nicht sinnvoll ein – die Immobilienfirmen erst recht nicht. Alle Häuser sollten denen gehören, die sie brauchen.“

Einen ersten Schritt machen die Aktivist*innen, indem sie sich die Stadt ganz praktisch zurückholen – Umverteilung bleibt Handarbeit!

Pressekontakt für Nachfragen:
Lann Schmidt
Tel.:0152 14146713
erreichbar:
17. Januar, Freitag, 16 – 18 Uhr und 20 – 21 Uhr
18. Januar, Samstag, 10 – 13 Uhr

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