Es sind nun knapp vier Monate vergangen, seitdem im Putzi das letzte Mal Menschen gelebt haben. Vorher stand Putzi 30 lange Jahre leer. Wie lange es nun leerstehen und weiterhin dem Verfall preisgegeben sein wird, ist ungewiss.
Der Argenta Unternehmensgruppe ist es zu verdanken, dass die „Revitalisierung“ dieser Brachfläche ein jähes Ende genommen hat. Mit der gewaltsamen Räumung des Geländes durch die Polizei, mit dem Ignorieren des Konzepts der Besetzenden, der Ablehnung jeglicher Gespräche oder Verhandlungen und einer Strafanzeige hat die Argenta gezeigt, dass sie kompromisslos ihre eigene Unternehmensphilosophie vergisst.
An den fünf Tagen der Besetzung im Januar kamen täglich neue Menschen zum Gelände, um es zu verschönern, zu beleben, sich an der Feuertonne zu wärmen und sich auf weitere verschiedene Arten einzubringen. Interessierte gaben viel positives Feedback, boten ihre Unterstützung an oder drückten ihre Freude darüber aus, den Häusern endlich nicht mehr beim Verfall zusehen zu müssen.
Doch scheint das Missverhältnis zwischen den Werten der Argenta und ihrem Handeln auch auf den Besitzer der Argenta Unternehmensgruppe abgefärbt zu sein.
Die Argenta-Group schreibt sinngemäß, dass sie die o.g. Revitalisierung von Brachflächen voranbringen wolle und etwa alte Stadtvillen erhalten und einer Nutzung zuführen will.
Dr. Röschinger, Geschäftsführer der Argenta Unternehmensgruppe, selbst betreibt eine eigene Stiftung, mit welcher er ein generationengerechtes und nachhaltiges Zusammenleben fördern möchte.
Entgegen der Erwartung, dass wir einen gemeinsamen Wertekanon teilen, welcher bei Beachtung unseres Konzeptes aufgefallen wäre, ordneten beide Akteure die gewaltsame Räumung des Putzigeländes an.
Heute zeugen weder die teilinstandbesetzen Häuser noch die anfängliche Bewirtschaftung des Gartens davon, dass hier ein Freiraum entstehen könnte.
Nur noch das große Grafitto an der Front der Hausnummer 14 verdeutlicht die im Raum stehende Forderung – Putzi bleibt!
Eine Forderung, welche all die positive Resonanz aus der Stadt und all die Wut über den künstlich herbeigeführten Verfall artikuliert. In der Zeit der Instandbesetzung hat sich klar gezeigt, dass das Gelände gemeinwohlorientiert genutzt werden kann und dass der Bedarf nach so einer Fläche klar vorhanden ist.
Gerade in Zeiten von Corona ist es aufs Schärfste zu verurteilen, dass die Gebäude heute zugemauert und unnutzbar sind. Mit dem Zumauern der Gebäude wird gerade in diesen Zeiten Wohnungslosen ein sicherer Rückzugsraum genommen und diese durch verschärfte Polizeikontrollen aus dem Stadtbild verdrängt. So werden nicht nur sie unsichtbar, sondern auch ihre Belange. Konstruktive und schnelle Lösungen im Umgang mit Leerstand hingegen werden dadurch unmöglich gemacht.
Neben der Verwehrung der Nutzung des Geländes kriminalisiert die Staatsanwaltschaft nun die Tiere und die anderen Nutzer*innen des Geländes im Schnelldurchlauf. Alle Strafbefehle sollen ungewöhnlich zügig und mit möglichst wenig Öffentlichkeit durchgesetzt werden. Da diese Thematik allerdings die gesamte Öffentlichkeit betrifft, empfinden wir allein den Versuch, dem Prozess die Öffentlichkeit zu rauben, als Skandal!
Wir bleiben bei unserer Forderung: Gebt Putzi frei! Es besteht großes Interesse daran, aus dem Gelände eine gemeinwohlorientierte Fläche zu schaffen. Gebt Putzi frei und zeigt, dass Unternehmensphilosophie mehr als das Papier ist, auf welcher sie geschrieben ist.